… seit über 40 Jahren die Studentenkneipe in Duisburg

Wir sind die Studentenkneipe im Duisburger Süden gegründet kurz nach der Eröffnung der Uni-Duisburg-Essen, damals noch Gerhard Mercator Universität, unter den Studenten vielmehr bekannt als Horst Schimanski-Uni.

Einige unserer Stammgäste sagen, dass die Hochschule (in unserer unmittelbaren Nachbarschaft gelegen) wegen des Finkenkrugs gegründet wurde. Das erste Bier wurde schon am 3. Dezember 1975 am Sternbuschweg ausgeschänkt. Generationen von Studenten haben wir durch das Studium begleitet, meist bei Bier und endlosen Diskussionen. Manche sind der Finke treu geblieben, sind nach ihrem Studium weiterhin unsere Gäste und vereinzelt arbeitet deren Nachwuchs inzwischen hinter unserer Theke oder in der Küche.

Die Geschichte des Finkenkrugs ist eng mit der Geschichte der Duisburger Hochschule verbunden.


Die Gesamthochschule wurde 1972 gegründet. Die Sozialistische Gruppe (SG) war eine der dort hochschulpolitisch aktiven Gruppierungen. Sie stand in der Tradition der Studentenbewegung. Sie hatte die Idee, ihre Arbeit beziehungsweise das tägliche Leben ihrer Gruppenmitglieder durch einen Kneipenbetrieb und einen Buchladen zu finanzieren – „als Reproduktionsbasis“. Dies war die Geburtsstunde des Bürgerhofes am Sternbuschweg und des politischen Buchladens – den es heute nicht mehr gibt – auf der Oststraße.


Der Bürgerhof


Der Bürgerhof war ein Riesengeschäft, denn es gab zu diesem Zeitpunkt noch keine einzige Studentenkneipe in Duisburg. Doch nach etwa zwei Jahren gab es erhebliche ideologische Auseinandersetzungen in der SG. Deren Mehrheit hatte sich den Sozialistischen Hochschulgruppen (SHG) angeschlossen. Eine Minderheit stand hingegen weiterhin dem Sozialistischen Büro (SB) nahe. Sie stieg aus dem Bürgerhof aus und plante die Gründung des Finkenkrugs. Beide Gruppierungen gehörten zur undogmatischen Linken – ihre oftmals eher theoretischen Auseinandersetzungen kommen uns heute sicherlich reichlich fremd und kaum nachvollziehbar vor.


Das Kollektiv


Der Finkenkrug war ursprünglich eine bürgerliche Gaststätte mit Hinterzimmer. Er stand, nachdem die Pächter in den Ruhestand gegangen sind, schon ein halbes Jahr leer, als das Finkenkrug-Kollektiv die Kneipe übernahm und zuerst mehr als zwei Monate renovieren musste. Die Eröffnung fand im Dezember 1975 statt. Der Finkenkrug wurde als Kollektiv geführt – im Unterschied zum Bürgerhof mit seiner zentralen Leitung. Um den Pachtvertrag zu bekommen, musste jedoch eine GmbH gegründet werden. Diese sollte jedoch nur pro Forma existieren, die tatsächlichen Entscheidungen wurden in der Kollektivsitzung aller Beschäftigten gefällt. Die Sitzung fand einmal im Monat statt. Außerdem traf sich ein offiziell nicht existentes Leitungsgremium an jedem Samstag, um die unternehmerischen Entscheidungen im Detail zu bereden. Dabei war es allerdings auf die oft wankelmütigen Mehrheiten auf den Kollektivsitzungen angewiesen.


Sinneswandel


Bald sah die sozialistische Gruppierung ein, dass sie auf sich allein gestellt den Kneipenbetrieb nicht auf Dauer bewältigen kann. Deswegen hatte das Kollektiv beschlossen, sie ideologisch zu öffnen. Auch Studierende, die eher dogmatischen Gruppen (MSB) angehörten oder politisch nicht aktiv waren, konnten mitmachen. Gleichzeitig hatte man beschlossen, als Kollektiv keine gemeinsamen politischen Äußerungen mehr zu treffen. Ausnahmen waren einmütige Themen wie ein Ostermarsch. Regelmäßig fanden politische Podiumsdiskussionen im Finkenkrug statt. Häufig gehörten Asta-Mitglieder, auch Vorsitzende, der Finkenkrug-Belegschaft an.


Solidarität und Jugendsünden


Der Streik um die 35-Stunden-Woche Ende der siebziger Jahre wurde vom Finkenkrug mit Glühwein unterstützt. Im Stahlarbeiterstreik 1988 hatte der Finkenkrug die Solidaritäts-Streikposten in Neudorf beköstigt und die Einnahmen eines Abends gespendet. Später gab es ein Solidaritätskonzert für die Opfer eines rechtsradikalen Übergriffs auf ein Asylbewerberheim in Hünxe.

Als der erste Finkenkrug-VW-Bus, damals rosa, angeschafft wurde, waren Privatfahrten streng verboten. Nach einer langen ROCKZEIT-Nacht beschlossen 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Frühstück zur Autobahnraststätte Ohligser Heide zu fahren. Als das herauskam, gab es einen Eklat in der Kollektivsitzung. Die 14 Leute wurden der Veruntreuung bezichtigt und zu einer Strafe verdonnert, die zur Bewährung ausgesetzt wurde.


Rockzeit


Die ROCKZEIT wurde 1985 erfunden. In der Innenstadt gab es die Jugenddiscos, aber für etwas ältere Leute gab es bis dato kein Angebot. So war die Rock-Zeit quasi die erste „Ü-30-Party“. Die ROCKZEIT gehörte damals zu den Innovationen eines „Neustarts“ des Finkenkrugs. Denn zehn Jahre nach seiner Gründung war der Finkenkrug kein Selbstläufer mehr – wie noch am Anfang. Konzeptionen für die Kneipe gab es zwar immer viele – aber die haben sich auf den Kollektivsitzungen gegenseitig neutralisiert. Doch dann hatte man sich auf einen größeren Umbau verständigt. Nach der Renovierung – neue Theke, Podeste, bunte Tische und die heute noch existente Bestuhlung – gab es wieder einen größeren Gästeaufschwung. Statt einfarbig schwarzer Kneipe war der Finkenkrug jetzt regelrecht bunt und überaus hell.


Sommerfeste


Das erste Sommerfest 1985 hatte als Tombola-Hauptgewinn einen alten Escort ausgelobt, den der Finkenkrug für 500 Mark vom befreundeten Kollektiv Zündfunke gekauft hatte – der Wagen stand im soeben neu eröffneten Biergarten. Den verließ er aus eigener Kraft nie mehr, denn er sprang nicht mehr an und wanderte in die Schrottpresse. Der glückliche Gewinner bekam das Geld und kaufte sich davon einen Motorroller. Später gab es oftmals Reisen zu gewinnen. Die erste Reise ging nach Mallorca, was damals ein sensationeller Gewinn war. Als der Vertreter des Finkenkrugs mit einem Blumenstrauß bei der Gewinnerin klingelte, hieß es: „Da war ich doch schon letzte Woche“. Die Gewinnerin war eine Angestellte der Lufthansa.


Mitte der 80er


Im hinteren Finkenkrug-Raum stand zuerst ein Billardtisch. Eine relativ kurze Zeit war es ein Frauenraum, der von Männern nicht betreten werden durfte. Anschließend war es ein Nichtraucherraum. 1985 wurde er mit weißen Dielen und weißen Freischwingern zum Salon umgebaut. Die Feier zum zehnjährigen Bestehen fand in Zusammenarbeit mit dem Asta im Audimax statt. Die Hairfactory hatte den Gästen die Haare bunt gefärbt – anschließend hatte dieser Krefelder Friseurladen regelmäßig im Finkenkrug die Haare geschnitten.


Uni-Nähe


Die Kontakte zur Uni bestanden auch deshalb, weil die Hochschulangestellten Essensgutscheine besaßen, die sie – aufgrund einer damals zu kleinen Mensa – auch im Finkenkrug einlösen konnten. Das war bei vielen recht beliebt, denn für die Gutscheine bekam man im Finkenkrug nicht nur etwas zu essen, sondern auch die gesamte Getränkekarte hoch und runter. Morgens gab es im Finkenkrug ab 11 Uhr Brötchen. Die wurden in einer Glasvitrine – landläufig Friko- Automat genannt – aufbewahrt. Der Belag wellte sich den ganzen Tag, bis es die Brötchen ab Mitternacht für „lau“ gab. Manche Gäste sind extra deswegen noch mal wieder gekommen. Später wurde nach Küchenschluss das Beilage-Brot – damals war es Baguette – zu überbackenen Mitternachtsbaguettes weiterverarbeitet.


Der Neuanfang


In den ersten Jahren haben die Finkenkrug-Leute während ihres Studiums um die drei Jahre lang im Finkenkrug gearbeitet. Mit schwieriger werdendem Arbeitsmarkt hatte sich das geändert. Für immer mehr Beschäftigte wurde die Kneipentätigkeit zu einer Daueranstellung. Sie waren mit ihrer Situation oftmals sehr unzufrieden, denn sie investierten viel Zeit in den Finkenkrug, hatten aber in der Kollektivsitzung genauso wenig zu bestimmen, wie die Sonntagmorgen- Putzhilfe. Dies war der Grund, warum Ende der achtziger Jahre nach vielen und endlosen Kollektivsitzungen das Ende dieses Experiments und eine Umwandlung in eine echte GmbH beschlossen wurde. Denn es ging nach dem kurzen Aufschwung nach der Renovierung im Jahre 1985 bald wieder abwärts. Die Mehrheit akzeptierte, dass sich etwas verändern musste. Mit stringenteren Entscheidungsstrukturen und Gesellschaftern, die an einer positiven Entwicklung des Unternehmens ein Eigeninteresse haben, sollten die Veränderungen vorangetrieben werden.


Die moderne Kneipe


Wer hat seit wie vielen Jahren und jeweils wie viele Stunden im Finkenkrug gearbeitet? Aus diesen Faktoren wurde 1988 ein Schlüssel am Besitz des Finkenkrugs errechnet. Jedes der damaligen mehr als 40 Kollektivmitglieder besaß zwischen 0,13 und 4,76 Prozent an der Kneipe, lautete das Ergebnis. Alle konnten entscheiden, ob sie ihren Anteil behalten und auf fünf Prozent aufstocken wollten. Denn wer mindestens fünf Prozent der Anteile hielt, wurde Gesellschafter der GmbH. Alle, die nicht diese fünf Prozent erwerben wollten, mussten ihre Anteile verkaufen. Alle GmbH-Anteilseigner waren verpflichtet, auch im Finkenkrug zu arbeiten – mindestens 100 Stunden im Monat. Es sollte verhindert werden, dass die Gesellschafteranteile zu einer Kapitalanlage wurden. Letztlich wurden 11 Leute Gesellschafter.


Das grösste Bierangebot


Gestartet hatte der Finkenkrug mit drei Biersorten – Pils, Alt und die abenteuerliche Sorte „Hannen Süss“. Das war so was Ähnliches wie Malzbier, schmeckte aber so widerlich, dass es nur zum Mischen brauchbar war. Seit 1985 gab es mit der neuen Theke auch Guinness und Budweiser vom Fass. Außerdem bekam der Finkenkrug damals die erste Hefeweizen-Zapfanlage nördlich des Weißwurst-Äquators. Seit 1995 ist der Finkenkrug an keine Brauerei mehr gebunden und baut seitdem sein Biersortiment systematisch aus. Mit inzwischen 35 Fassbier- und weit über 300 Flaschen - biersorten bietet der Finkenkrug die größte Bierauswahl an Rhein und Ruhr an. Wer Bier nicht mag, kommt ebenfalls auf seine Kosten. 10 Colasorten, 50 Erfrischungsgetränke von Almdudler bis Zille´s Fass - brause, 15 Säfte, 8 Eistees, zahlreiche österreichische Kaffeespezialitäten und 30 Teesorten machen die Auswahl schwer. Prost!


Der Neubau


Kein Aprilscherz – seit dem 1. April 2008 regnet es nicht mehr im Finkenkrug. Denn an diesem Tag wurde unser großer Wintergarten zur Straße eröffnet. Dieser neue Wintergarten wird von uns aufgrund der Namensgleichheit mit unserem hinteren Raum als „Aquarium“ bezeichnet. Das Aquarium hat sich nach kurzer Zeit zum beliebtesten Raum im Laden gemausert. Man muss früh kommen, um hier noch einen Platz zu ergattern. Zeitgleich wurde auf dem Nachbargrundstück der neue Biergarten fertig gestellt. Es ist wohl der einzige Biergarten in Deutschland, in dem man im Strandkorb sitzend dem Männeken Piss bei seinem Geschäft zugucken kann.

Am 3. Dezember 2020 feierte der Finkenkrug sein 45-jähriges Bestehen mitten in der Corona-Pandemie. In dieser Zeit musste der Betrieb geschlossen werden, blieb aber zeitweise für den Außer-Haus-Verkauf geöffnet.


Damals 2 Fassbiere, heute über 30

Der Finkenrug hat 1975 genau mit zwei Fassbieren gestartet: Pils und Alt. In den Jahren haben wir unser Bierangebot ausgebaut. Heute zählen wir über 30 Fassbiere und insgesamt über 300 Biersorten.